Rekord bei Krippenplätzen

15. November 2010

PRESSEMITTEILUNG

Rekord bei Krippenplätzen in Niedersachsen

Der vom Bund angestoßene Ausbau der Krippenplätze zeigt in Niedersachsen besondere Wirkung. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bracht-Bendt begrüßt, dass Niedersachsen den höchsten Anstieg in einem westdeutschen Flächenland verzeichnet.  Laut neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich die Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren

in einem Jahr von 12,0 auf 15,9 Prozent.

Die Bundestagsabgeordnete lobt auch das Engagement der Stadt Buchholz. Es  gibt in Buchholz 183 Krippenplätze, von denen zur Zeit 172 besetzt sind. Laut Auskunft der Stadt Buchholz werden die noch freien Plätze bis Januar 2011 vergeben.

„Damit schafft Buchholz echte Wahlfreiheit für Eltern. Denn so lange nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder zur Verfügung stehen, geht es für junge Mütter oder Väter nicht um die Frage, ob sie nach der Geburt des Kindes zurück in den Beruf gehen oder nicht“, so Nicole Bracht-Bendt.

Die FDP setzt bei der Kinderbetreuung auf ein breites Angebot von kommunalen, kirchlichen und privaten Trägern in Verbindung mit der Einführung eines Betreuungsgutscheins. Den sollen die Eltern in der Einrichtung ihrer Wahl einlösen können.



Aus Anlass der Veröffentlichung einer Studie des Marktforschungsunternehmens GfK im Auftrag des  Bundesfamilienministeriums erklärt die Sprecherin für Senioren, Nicole Bracht-Bendt:

Ältere Mitarbeiter dürfen nicht länger diskriminiert werden. Die FDP-Bundestagsfraktion appelliert an die Arbeitgeber, ihren älteren Angestellten die Chance zu geben, länger im  Beruf zu bleiben.  Auch Weiterbildung ist nicht nur eine Sache der Jungen. Es ist heuchlerisch,  wenn Unternehmen ein höheres Rentenalter fordern und gleichzeitig Ältere aufs Abstellgleis befördern.

Ältere Arbeitnehmer länger im Beruf zu halten ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht unverzichtbar.  Es ist eine Möglichkeit, dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Der Jugendwahn ist vorbei

2. November 2010

HAN-Kolumne „Brief aus Berlin“ von Nicole Bracht-Bendt MdB


In den vergangenen zehn Jahren haben in Deutschland mehr als 800.000 ältere Beschäftigte zusätzlich Arbeit gefunden. Das hat gerade die Bundesagentur für Arbeit gemeldet. War der Anteil der 55- bis 64jährigen im Jahr 1999 noch bei knapp 2,8 Millionen, so weist die Statistik zehn Jahre später exakt 3,6 Millionen aus. Dabei handelt es sich ausnahmslos um sozialversicherungspflichtige Jobs.

Dass es heute mehr alte Menschen gibt als noch vor zehn Jahren ist nicht die einzige Ursache. Diese Entwicklung zeigt auch ein verändertes Verhalten der Arbeitgeber. Der Jugendwahn in den Unternehmen ist zu Ende – endlich! Hinzu kommt, dass viele Frühverrentungsprogramme ausgelaufen sind und die betroffenen älteren Arbeitnehmer, anders als befürchtet wurde, danach nicht arbeitslos wurden. Im Gegenteil: Auch die Arbeitslosenquote der Älteren nimmt merklich ab. Waren 1999 in Deutschland noch 950.000 Ältere ohne Jobs, so hat sich deren Zahl bis zum Jahr 2009 auf 496.000 fast halbiert. Die Beschäftigungsquote für Ältere hat sich wesentlich günstiger entwickelt als in anderen Altersgruppen. Zugleich geben die Daten keinen Hinweis darauf, dass diese Entwicklung auf dem Rücken der jüngeren Arbeitnehmer ausgetragen wird.

Als Sprecherin für Senioren der FDP-Bundestagsfraktion begrüße ich die jüngsten Äußerungen des Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, der sich dafür ausgesprochen hat, dass es ein festes Renteneintrittsalter künftig gar nicht mehr geben sollte. Viele ältere Arbeitnehmer wollen heute länger arbeiten. Dadurch würden die Potenziale des Alters würden viel stärker genutzt, und der demografische Wandel wird sogar zur Chance.

Die vergangene Woche erhobene Forderung von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, die beschlossene Rente mit 67 auszusetzen, ist hingegen reine Stimmungsmache. Schließlich war es die SPD, die die Rente mit 67 eingeführt hat.
Dabei dürfen wir nicht ignorieren, dass viele Versicherte nicht bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten können oder wollen. Die FDP-Bundestagsfraktion spricht sich deshalb für einen flexiblen Übergang vom Erwerbsleben in die Rente aus. Mit dem Ziel einer möglichst langen Teilhabe älterer Beschäftigter am Erwerbsleben – aber auf Grundlage einer eigenen, freien Entscheidung. Ein starres Renteneintrittsalter entspricht nicht mehr der heutigen Arbeitswelt und den Lebensplänen moderner Rentnerinnen und Rentner.

BERLIN. Zur Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zu den Gehaltsunterschieden von Männer und Frauen  erklärt die Frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Nicole BRACHT-BENDT:

„Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Verdienststruktur von Frauen und Männern bestätigen, dass Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen müssen, damit Frauen bei der Bezahlung nicht länger schlechter gestellt sind als Männer. Die FDP-Bundestagsfraktion appelliert an die Unternehmen, betriebsintern die Gehaltsstrukturen transparent zu machen. Die Einführung der Analyse-Software Logib-D ist ein erster Schritt zur Selbstkontrolle.“

Wir können es uns nicht leisten, auf das Potenzial gut ausgebildeter Frauen zu verzichten. Familienfreundlichere Strukturen und flexiblere Arbeitszeitmodelle sind dafür essenziell. Das Beispiel der Telekom mit einer selbst verordneten Frauenquote kann ein Anfang sein, damit mehr Frauen in die Führungsetagen der Unternehmen einziehen.

Meine Woche in Berlin (20)

1. November 2010


Liebe Freunde,

sehr geehrte Damen und Herren,

Sie haben die turbulente Sitzungswoche im Fernsehen verfolgt. Vieles hat mich nachdenklich gemacht, zum Beispiel, dass sich hunderte von Stuttgartern auf den Weg nach Berlin gemacht haben, um in einer Riesendemonstration gegen Stuttgart 21 zu demonstrieren. Oder die Menschenkette um das Reichstagsbäude, als wir am Donnerstag im Plenum die Verlängerung das Atomgesetz verabschiedeten. Dann die Massenproteste hier in Berlin gegen die plötzlich geänderten Pläne in Sachen Flugrouten des neuen Großflughafens. Ich nehme die Ängste der Menschen sehr ernst, und ich glaube, dass die Politik mehr denn je in der Pflicht steht, Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl von  Zuverlässigkeit und Vertrauen zu geben.

Aber alles der Reihe nach – ich werde chronologisch mal die wichtigsten Themen dieser Sitzungswoche aufgreifen.

Wegen der Kreisvorsitzenden-Konferenz bin ich schon Sonntag zurück nach Berlin gefahren. Bei den immer noch katastrophalen Umfragewerten unserer Partei überraschte mich die in Berlin geäußerte Kritik an der Wahrnehmung liberaler Politik in der Öffentlichkeit nicht. Ich bin überzeugt, dass die kritischen Töne von der Basis in der Parteiführung  für Nachdenken sorgt. Unser Parteivorsitzender Westerwelle zog nach einem Jahr Koalition in Berlin Bilanz: „Der Politikwechsel wird greifbar“, sagte er. Und: Die Bundesregierung habe mit ihrer Politik der Stärkung des Mittelstandes, der Entlastung der Familien sowie der behutsamen Rückführung des schuldenfinanzierten Staatsinterventionismus ihren Beitrag dazu geleistet. Mit Genugtuung nahmen die Delegierten zur Kenntnis, dass Steuern senken unverändert das wichtigste Ziel der Liberalen sei.

Am Montag hatte ich endlich mal Zeit, mit meinen Mitarbeiterinnen im Berliner Büro, Julia Lang, Julika Lehmann und Christina Hövener-Hetz in Ruhe inhaltliche Fragen zu diskutieren und die nächsten Wochen vorzubereiten. Am Abend besichtigte ich mit Unternehmern aus Niedersachsen das am Potsdamer Platz errichtete „Otto Bock Science Center Medizintechnik“ – eindrucksvoll!! Das in Duderstadt ansässige Unternehmen ist Weltführer in Orthopädietechnik und beschäftigt 5000 Mitarbeiter in der ganzen Welt. Neu für mich war, dass in der futuristisch gestalteten Berlin-Repräsentanz unweit des Brandenburger Tores auch reiche Scheichs sich hier die Klinke in die Hand geben und persönlich hier ihre orthopädische Versorgung vorbereiten.

Dienstagvormittag tagten routinemäßig zunächst am Vormittag die AG Familie, dann der Familienausschuss zum Haushaltsbegleitgesetz 2011, die Salzwasser-Gruppe (eine Allianz aus niedersächsischen Abgeordnete und Kollegen aus Schleswig Holstein), dann die Fraktionssitzung. Am Abend konnte ich nur einen kurzen Abstecher zum 60. Geburtstag meiner Fraktionskollegin Gudrun Kopp machen, um 19 Uhr begann ein (sehr interessanter) Parlamentarischer Abend des „Demographie Netzwerks“.  Am Ende des Tages stand ein Austausch mit Hauptstadt-Journalisten an. Eine gute Möglichkeit, im direkten Gespräch mit Meinungsmachern Klartext zu reden und auch mal Missverständnisse auszuräumen.

Am Mittwoch ging es um 8 Uhr los mit dem Treffen der Generation Mitte. Die von mir initiierte Gruppe von „neuen“ liberalen Abgeordneten ist eine gute Möglichkeit, sich mal abseits des Plenums auszutauschen. In der Koordinierungsrunde ging es erneut um die Zukunft der Mehrgenerationenhäuser. Ich verstehe die Aufregung der Kommunen nicht. Pilotprojekte sind grundsätzlich ein Instrument, um etwas anzuschieben. Es war immer klar, dass nach fünf Jahren die Finanzspritze des Bundes versiegt. Die Kommunen hatten also fünf Jahre lang Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie wichtig ihnen Infrastruktureinrichtungen dieser Art sind.

Nach der Regierungserklärung der Kanzlerin (hat mir gefallen, ich hoffe aber, dass die Umsetzung zügig erfolgt!!) habe ich im Fraktionssaal des Reichstagsgebäudes 50 Besucher aus unserem Wahlkreis begrüßt. Wie sieht ein Arbeitstag als Bundestagsabgeordnete in einer Sitzungswoche aus? Was sagen Sie zu den derzeitigen Umfragewerten Ihrer Partei? Warum lehnen Sie die Frauenquote ab? Viele Fragen hatte ich zu beantworten – und das finde ich großartig. Unter Federführung meines Mitarbeiters im Wahlkreisbüro, FDP-Kreisvorsitzender Wolfgang Knobel, warf die Gruppe einen Blick hinter die Kulissen der Polit-Bühne in Berlin. Ich nutzte die Gelegenheit, auch mal zu erläutern, warum während der Plenarsitzungen häufig viele Stühle frei bleiben. Ich ärgere mich immer, wenn solche Bilder in den Nachrichten suggerieren, die Abgeordneten hätten kein Interesse an der Debatte und gingen lieber in dieser Zeit spazieren. Auch für meine Besucher war es denn neu, dass dienstags und mittwochs von morgens früh bis in die Nacht die Fachausschüsse tagen und wir in dieser Zeit häufig gar nicht im Plenum dabei sein können. Dabei ist die Arbeit in den Fachausschüssen um so wichtiger, denn hier wird die Marschrichtung der Politik vorgegeben.

Ich habe mich gefreut, dass zu der Diskussion meine niedersächsischen Kollegen Florian Bernschneider (Braunschweig), Hans-Michael Goldmann (Papenburg) und Dr. Lutz Knopek (Göttingen) hinzu kamen. Bernschneider, mit 21 Jahren jüngster Bundestagsabgeordneter überhaupt, zog eine positive Bilanz der christlich-liberalen Koalition der Jugendpolitik: Dazu gehörten die Einführung des Führerscheines mit 17, Aussetzung der Wehrpflicht und mehr Freiwilligendienste. Wichtig sei auch, dass das Geld von Jugendliche aus Hartz-IV-Familien, was sie mit Ferienjobs verdient haben, nicht mehr angerechnet wird.

Anschließend nahmen meine Mitarbeiterinnen und ich an einer Veranstaltung der CDU-Frauen zur Quoten-Diskussion teil. Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen, Managerinnen und Aufsichtsrätinnen diskutierten, ob eine staatlich verordnete Frauenquote die Ungleichbehandlung von Frauen im Beruf ausräumen kann. Es waren gute Argumente – sowohl dafür als auch dagegen. Ich hätte mir bis vor kurzem nicht vorstellen können, mit welchem Engagement die Frauen unseres (konservativen) Koalitionspartners das drängende Problem der Frauenförderung vorantreiben. Ich glaube zwar nicht, dass sie sich bei ihrer Forderung nach einer staatlich verordneten Quote in ihrer Fraktion durchsetzen werden. Aber  ich finde es gut, dass fraktionsübergreifend auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht und fürs Thema sensibilisiert wird. Für unsere Fraktion ist die Quote keine Option: Unflexibel, bürokratisch, der Staat hat sich aus meiner Sicht hier heraus zu halten. Für mich ist das Frauen-Thema ein gesellschaftliches: Schon im Kindergarten und in der Schule müssen wir Weichen stellen, damit Frauen selbstbewusst ins Berufsleben starten. Unternehmen sollten Transparenz ihrer Einstellungs- und Beförderungspolitik zeigen und sich darüber im klaren sein, dass es sich allein schon aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht leisten können, auf hervorragend ausgebildete Frauen zu verzichten.

Der Donnerstag war ein Sitzungsmarathon mit zig namentlichen Abstimmungen, viele in explosiver Stimmung. Sechs Stunden lang dauerte allein der Streit über längere Atomlaufzeiten, bevor wir mehrheitlich das Projekt verabschieden konnten. Ich bedauere außerordentlich, dass in der Öffentlichkeit nur die übergangsweise geplante Verlängerung der Laufzeiten debattiert wird. Dabei geht es um viel mehr: Der Bundestag hat mit seinem Konzept einen Meilenstein für die erneuerbaren Energien gesetzt. Unser Ziel ist es, den Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien zu eröffnen, aktiven Klimaschutz zu betreiben, Versorgungssicherheit und bezahlpreise Energiepreise zu sichern. All dies ist weder Rot-Grün noch irgendeiner anderen Vorgängerregierung bislang gelungen. ein Zitat von Wirtschaftsminister Brüderle dazu: „Die Opposition macht zwar viel Wind, aber davon dreht sich in Deutschland noch kein einziges Windrad“.

Anders als beim Energie-Gesetz habe ich Bauchschmerzen beim Haushaltsbegleitgesetz, dem ich zwar am Donnerstag aus Pflichtbewusstsein der Koalition zugestimmt habe. Ich habe allerdings dazu eine Persönliche Erklärung gemäß Paragraph 31 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages abgegeben. Darin kritisiere ich, dass das Gesetz neue Belastungen für deutsche Steuerzahler vorsieht. Mit der Erhöhung der Tabaksteuer steigt die Steuerlast aller, und die Luftverkehrsabgabe geht vor allem zulasten der Mitte der Gesellschaft. Daher sehe ich beide Maßnahmen kritisch.

Zum Schluss zwei Meldungen, über die wir alle froh sein können: die deutlich zurück gegangenen Arbeitslosenzahlen, der wirtschaftliche Aufschwung der Unternehmen. Und schließlich die Meldung, wonach offenbar der Jugendwahn in den Betrieben vorbei ist. Hierzu hat auch die Harburger Nachrichten eine Kolumne von mir veröffentlicht. Fakt ist: In den vergangenen zehn Jahren haben in Deutschland mehr als 800.000 ältere Beschäftigte zusätzlich Arbeit gefunden. Das hat gerade die Bundesagentur für Arbeit gemeldet. War der Anteil der 55- bis 64jährigen im Jahr 1999 noch bei knapp 2,8 Millionen, so weist die Statistik zehn Jahre später exakt 3,6 Millionen aus. Dabei handelt es sich ausnahmslos um sozialversicherungspflichtige Jobs.

Dass es heute mehr alte Menschen gibt als noch vor zehn Jahren ist nicht die einzige Ursache. Diese Entwicklung zeigt auch ein verändertes Verhalten der Arbeitgeber. Der Jugendwahn in den Unternehmen ist zu Ende – endlich! Als Sprecherin für Senioren der FDP-Bundestagsfraktion begrüße ich auch die jüngsten Äußerungen des Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, der sich dafür ausgesprochen hat, dass es ein festes Renteneintrittsalter künftig gar nicht mehr geben sollte. Viele ältere Arbeitnehmer wollen heute länger arbeiten. Dadurch würden die Potenziale des Alters würden viel stärker genutzt, und der demografische Wandel wird sogar zur Chance.

Liebe Freunde und Freundinnen,

jetzt mache ich mich auf den Weg zur Klausurtagung des FDP-Landesvorstands nach Hannover. Morgen früh geht`s weiter nach Buchholz, wo auch der Vorstand tagen wird. Am Sonntag werde ich hoffentlich – genau wie Sie – noch ein paar Herbst-Sonnenstrahlen bei einem schönen Spaziergang mit der Familie einfangen.

Seien Sie herzlich gegrüßt,

Ihre/Eure

Nicole Bracht-Bendt

BERLIN. Aus Anlass des Deutschen Hospiztages erklärt die Sprecherin für Senioren der FDP-Bundestagsfraktion, Nicole BRACHT-BENDT:

Der alljährliche Hospiztag ist ein guter Anlass, der Hospizbewegung für dessen großartiges Engagement zu danken. Der Gedanke, im Hospiz das Sterben wieder in das Leben zu integrieren, ist vorbildlich. Die FDP-Bundestagsfraktion unterstützt das Ziel der Hospizbewegung, Kranken und den Angehörigen ein Stück Normalität zu vermitteln, was im Krankenhaus und zuhause durch Überforderung der pflegenden Angehörigen häufig nicht möglich ist.

Neben finanzieller Förderung sind Hospize noch mehr auf  Solidarität der Gesellschaft angewiesen. Sterben darf kein Tabuthema sein. Deshalb wird auch die FDP-Bundestagsfraktion die Themen Sterben und Trauer zu zentralen Themen in der Kinderkommission des Deutschen Bundestags machen.

Quote kann nur das letzte Mittel sein

Aus Anlass des Expertengesprächs der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema „Die Quote als Allheilmittel“ Mehr Frauen in Führungzirkeln von Politik und Wirtschaft“ erklärt die Sprecherin für Frauen der FDP-Bundestagsfraktion, Nicole BRACHT-BENDT:

„Die Wirtschaft braucht mehr Frauen, aber gesetzliche Quoten sind nur das letzte Mittel. Von den Unternehmen selbst verordnete Zielvorgaben wie die Telekom es macht sind der bessere Weg.

Flexible Arbeitszeitmodelle und eine ausreichende Kinderbetreuung sind Voraussetzung für ein gerechtes Verhältnis von Männern und Frauen in Führungspositionen. Nötig ist ein neues Rollenverständnis, nicht nur der Männer.

Solange der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten in Dax-Unternehmen  und  unter den Führungskräften auf niedrigem Niveau stagniert, ist dies ein Beweis dafür, dass die Wirtschaft nicht genug tut, um die Karrieren von Frauen zu fördern. Das wird sich in den kommenden Jahren im Zuge des demografischen Wandels rächen.”

24.09.2010

Aus Anlass des Internationalen Tages der Seniorinnen erklärt die Sprecherin für Frauen und Senioren, Nicole BRACHT-BENDT:

Trotz des Wandels der Frauenrolle und der Frauenbiografien in den letzten Jahrzehnten sind Frauen sind von Altersarmut deutlich häufiger betroffen als Männer. Auch wenn jüngere Frauen selbstverständlicher erwerbstätig und besser qualifiziert sind, sind ihre Berufsverläufe verglichen mit denen von Männern diskontinuierlicher, und Familienpausen vermindern das Erwerbseinkommen und die Aufstiegsmöglichkeiten auch heute.

Die „Frauenberufe“ sind nach wie vor schlecht bezahlt. Dies sind Barrieren, eigenständige Rentenansprüche in demselben Umfang wie Männer zu erwerben – dies wird aber umso wichtiger, je weniger auf eine dauerhafte Familienperspektive gesetzt werden kann. Das aktuelle Rentensystem privilegiert jedoch immer noch und immer wieder die männlichen Biografien auch in den nachfolgenden Generationen, woran auch die Anrechnung von Erziehungszeiten kaum etwas ändert.

Das zweite Altersrisiko ist die Vereinzelung. Da Frauen üblicherweise einen etwas älteren Ehepartner gewählt haben und Männer eine niedrigere Lebens erwartung haben, sind viele ältere Frauen verwitwet. Der Anteil der Verwitweten steigt von 10 Prozent bei den 60 bis 64-Jährigen Frauen (Männer: 3 Prozent) auf 60 Prozent bei den 80-Jährigen und Älteren (Männer 24 Prozent, Genderreport). Die Verwitwung erhöht das Risiko einer Vereinzelung, muss aber nicht zwangsläufig dazu führen. Doch es leben etwa drei Viertel der hochaltrigen Frauen, aber nur ein Drittel der hochaltrigen Männer in Privathaushalten allein. Männer können eher als Frauen damit rechnen, ihren Lebensabend in einer Partnerschaft zu verbringen und dort auch gepflegt zu werden. Im Alter von über 80 Jahren leben 14 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Pflegeeinrichtungen5 und 79 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sind weiblich (Genderreport). Kommt dazu, dass Frauen eingeschränkt mobil sind, über wenig Geld verfügen und Angst vor Gewalt haben, wenn sie die Wohnung verlassen. Dann führt das Alleinleben häufig zu sozialer Isolation. Neben dem Erhalt der Mobilität ist die Entwicklung von Angeboten geeigneter Wohnformen für alleinstehende Frauen im Alter wichtig. Jüngere Generationen bringen hier Erfahrungen mit anderen als familiären Wohnformen als Ressource mit.

Frauen leben zwar länger als Männer, aber sie haben höhere Morbiditätsraten

Das dritte Altersrisiko betrifft die Gesundheit. Frauen sind häufiger krank, aber – anders als Männer – weniger von Krankheiten betroffen, die zum Tode führen. Alterskrankheiten von Frauen sind Herzinsuffizienz, Oberschenkelhalsbruch, Hirngefäßkrankheiten, Grauer Star.6 Auch bei der subjektiven Einschätzung schneiden Frauen schlechter ab: 79 Prozent der 65- bis 74-jährigen Männer bezeichneten bei der Gesundheitsbefragung 1997 in der Schweiz ihre Gesundheit als gut oder sehr gut, aber nur 68 Prozent der Frauen; das psychische Wohlbefinden erklärten 69 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen für gut. Eine Untersuchung der Pflegeversicherung zeigte, dass 65-jährige Männer bis zu ihrem Tod 15,4 Monate pflegebedürftig sein werden, 65-jährige Frauen haben dagegen statistisch 29,4 Monate Pflegedauer zu erwarten.7 Diese Eckdaten – Entwicklung der Lebenserwartung und frauenspezifische Morbidität und Gesundheitsverhalten – scheinen sich für die jüngeren Generationen nicht wesentlich zu verändern.

Längst hat sich ein anderer Blick auf das Alter entwickelt, der auch die Ressourcen und nicht nur die Defizite sieht. Ressourcen sind Frauen im Alter vor allem für andere: Sie sind stark im ehrenamtlichen Bereich vertreten und sie sind es, die auch im (jüngeren) Alter einen großen Teil der Pflege hauptverantwortlich als Ehefrauen, aber auch als Töchter oder Schwiegertöchter der hochaltrigen Eltern oder Schwiegereltern übernehmen. Eine Studie des DIW kommt zu dem Schluss, dass Kinderbetreuung vor allem durch Großmütter „in beiden Teilen Deutschlands eine hohe Bedeutung“ hat8 (und bei Auswertungen des sozio-ökonomischen Panels erwies sich in den westlichen Bundesländern allein die Verfügbarkeit informeller Betreuung durch Großmütter als statis tisch signifikant für die Fertilitätsrate9). Bei einer angenommenen Kinderlosigkeit von etwa gut einem Viertel und bei einer stärkeren beruflichen Einbindung von Frauen werden diese Ressourcen nicht mehr selbstverständlich zur Verfügung stehen, und im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit gilt es, Pflege und Betreuung auch als Handlungsfeld für Männer aufzubauen.

Frauen ab 65 Jahren nehmen zahlreich Kultur- und Lernangebote wahr

Frauen dieser Altersgruppe nutzen zwar deutlich seltener als gleichaltrige Männer das Internet – aus nachvollziehbaren Gründen: Wurden sie doch nicht im beruflichen Bereich mit diesem Medium vertraut gemacht. Dass dies sich ändern kann und wird, belegen die hohen Zuwachsraten bei der Internetnutzung bei Frauen ab 50 Jahren. Als Funktionen sind weniger Spiele, sondern vielmehr die E-Mail-Kommunikation von Interesse. Auf diese Flexibilität und Lernbereitschaft setzen Angebote des lebenslangen Lernens für Frauen. Mit der besseren schulischen Ausbildung jüngerer Generationen von Frauen wird diese Ressource an Bedeutung gewinnen. Die „weiblichen“ Altersrisiken Armut, Verwitwung und Vereinzelung sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen und längere Pflegebedürftigkeit verstärken sich wechselseitig. Sie entstehen dann, wenn der für Frauengenerationen spezifische Lebensweg in den Sicherungssystemen nicht berücksichtigt wird. Bei allen Entwicklungen im gerontologischen Bereich, von den Reformen der sozialen Sicherung im Alter und der Gesundheitsversorgung über die Entwicklung neuer Wohnformen und die Planung des öffentlichen Verkehrswesens bis zur Gestaltung von Bildungsan geboten, gilt es stärker als bisher Genderaspekte aufzugreifen. Zu hoffen ist, dass die folgenden Generationen der gut qualifizierten älteren Frauen sich besser organisieren können, besser ihre Interessen vertreten und unüberhörbar ihren Bedarf artikulieren. Auf europäischer Ebene ist „Chancengleichheit für ältere Frauen“ bereits ein Thema.

WordPress主题