Auf der Weltmesse Holz LIGNA 2011 in Hannover am Freitag, 3. Juni 2011

 

Liebe Preisträger,

sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Steininger,

 

ich habe mich sehr gefreut, als Ihre Anfrage vor einigen Wochen  kam, ob ich als  Laudatorin  für den jungen Preisträger im Wettbewerb Sonderpreis Massivholz zur Verfügung stehe.

Das tue ich sehr gerne. Vielen Dank für Ihre Einladung.

Herr Steininger hat ja eben schon darauf hin gewiesen, dass ich als Tischlerin sozusagen eine von Ihnen bin. Das hat sich auch nicht geändert, obwohl ich in den letzten Jahren nicht mehr als Tischlerin gearbeitet habe, nachdem unsere zwei Söhne geboren waren.

Meine Liebe zum Holz, meine Leidenschaft fürs Tischlern ist geblieben. Und dass ich heute gerade den Sonderpreis Massivholz überreichen darf, finde ich großartig. Massivholz ist die edelste und teuerste Variante der Holzbau-Materialien. Im Aussehen sind Massivholzprodukte unschlagbar.  Holz schafft eine Wohlfühl-Atmosphäre. Aber nicht nur das. Holz bedeutet auch Nachhaltigkeit mit Ressourcen. Dies hat heute ganz besondere Bedeutung. Ihre Branche, meine Damen und Herren, steht aber nicht nur für Nachhaltigkeit.

Was Sie produzieren hat für unsere Volkswirtschaft immense Bedeutung. Nach Beschäftigten und Umsatz zählt die Forst- und Holzwirtschaft zu den Leitbranchen Deutschlands. Das wissen Sie ohnehin. Aber ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass der Wirtschaftszweig mehr Menschen als die Automobil- oder die Elektroindustrie beschäftigt. Fast eine Million Menschen in rund 160.000 Betrieben erzielen einen jährlichen Umsatz von etwa 114 Milliarden Euro – das sind eindrucksvolle Zahlen und dazu beglückwünsche ich Sie.

 

Meine Damen und Herren,

bevor ich zur eigentlichen Preisübergabe komme, möchte ich noch kurz ein Thema ansprechen, das in den letzten Monaten so gut wie täglich in den Medien kontrovers diskutiert wurde und mich als Frauenpolitikerin natürlich besonders beschäftigt: die Frauenquote.

Es geht um die Frage, wie es uns gelingt, mehr Frauen den Weg in Führungspositionen zu ebnen. Ich halte die Quote allerdings nicht für den richtigen Weg. Für mich ist eine Quote reine Planwirtschaft. Etwas, das nur die Symptome lindert – aber nicht die Ursachen. Meiner Meinung geht die Diskussion hier in eine falsche Richtung.

Statt immer nur über Aufsichtsräte und Vorstände zu reden, sollten wir vielmehr auf die ganz jungen Menschen schauen. Mädchen müssen schon im Kindergarten und später in den Schulen erfahren, dass sie die gleichen Rechte und Chancen haben wie Jungen – und selbstverständlich genauso viel verdienen müssen. Und dass die Bandbreite an Berufen größer ist als die tradtionellen Frauenberufe wie Erzieherin, Altenpflegerin und Lehrerin.

Ich wünsche mir, dass sich mehr Mädchen für sogenannte MINT-Berufe, also die technischen und naturwissenschaftlichen Berufe entscheiden. Ich bin sicher, dass die Quotendiskussion dann überflüssig ist. Hier ist allerdings auch die Wirtschaft in der Pflicht.

Wir brauchen familienfreundlichere Strukturen. Ich sage bewusst familienfreundliche, nicht frauenfreundliche Strukturen. Angesichts des zu Fachkräftemangels profitieren nicht nur die Arbeitnehmer davon – die Unternehmen selbst können zum Beispiel mit flexibleren Arbeitszeit- also mit einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie  punkten. In Ihrer Branche passiert hier schon eine ganze Menge. Besonders in kleineren und mittelständischen Unternehmen wird längst unbürokratisch mit diesen Fragen umgegangen. Und Frauen sind auch in holzverarbeitenden Betrieben keine Exoten mehr. Ich weiß wovon ich rede. Auch der Tischlereibetrieb, bei dem ich meine Ausbildung gemacht habe und wo ich anschließend jahrelang als Gesellin tätig war, war ein solches solides, modernes Unternehmen.

Benachteiligt fühlte ich mich als einzige Frau nie. Die einzige Hürde bei meiner Einstellung war die fehlende zweite Toilette damals. Aber auch das hat mein damaliger Chef geregelt.

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