Liebe Frau Buchholz,
liebe liberale Frauen,
ich finde es schade, dass ich nicht schon gestern dabei sein konnte, aber ich war bis gestern abend in Niedersachsen unterwegs. Deshalb entschuldigen Sie bitte, dass ich jetzt dazu gestoßen bin, um so mehr freue mich, dass ich heute hier in Würzburg bei Ihnen sein kann.
Sie haben gestern das Thema Frauen und Finanzen auf der Tagesordnung gehabt. Dieses hochbrisante Thema beschäftigt mich als frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagfraktion enorm. Deshalb möchte ich hierauf noch einmal eingehen.
An eine sichere Rente glaubt kaum noch jemand. Doch wie schlimm es finanziell im Alter werden kann, machen sich viele Frauen immer noch nicht klar. Es gibt viele Untersuchungen und Berechnungen – und alle kommen zu dem gleichen alarmierenden Ergebnis: Altersarmut ist weiblich.
Dass die Renten sicher sind, glaubt von den heutigen Beitragszahlern wohl kaum noch jemand. Der demografische Wandel sowie die Diskussion um Renteneinstiegsalter und -kürzungen lässt viele bezweifeln, dass sie ihren Ruhestand später allein mit den Zahlungen aus der gesetzlichen Alterssicherung bestreiten können. Doch nur wenige realisieren, wie heftig es sie einmal treffen könnte: Experten rechnen in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Zunahme der Altersarmut. Vor allem Frauen dürften darunter leiden.
Laut einer Studie zur Situation der Alterssicherung von Frauen war deren Rente im Jahr 2007 mit durchschnittlich 468 Euro im Monat nur halb so hoch wie die der Männer. Als Grund werden die geringen Einkommen und Versicherungsjahre genannt: Frauen verdienen weniger als Männer und haben eine unregelmäßige Erwerbsbiografie, da sie öfter aufgrund von Schwangerschaft und Kinderbetreuung pausieren oder Teilzeit arbeiten.
Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass sich das auf die Rentenhöhe auswirkt. Immer noch ist die Alterssicherung der Frauen im hohen Maße vom Einkommen ihrer Männer abhängig. Häufig erreichten Frauen erst durch die Kombination ihrer eigenen sehr niedrigen Rente und einer Hinterbliebenenrente ein ausreichendes Einkommen.
Dabei ist nicht die schlechte Lage am Arbeitsmarkt ausschlaggebend. Hauptgrund für Altersarmut bei Frauen ist die Familie. Zehn Prozent der Frauen bekommen ihre Kinder in nichtehelichen Lebensgemeinschaften, hinzu kommen hohe Scheidungsraten.
Und selbst in der „klassischen“ Familie ist Kinderbetreuung meist immer noch Frauensache. Das führt dazu, dass Frauen in Deutschland ihre Arbeitstätigkeit unterbrechen, sobald ein Kind da ist – gezwungenermaßen oder freiwillig. Selbst Akademikerinnen wechseln auf Teilzeit, wenn sie Kinder kriegen. Das ist ein Werte- und Entscheidungskonflikt.
Denn die Unterbrechung der Erwerbsbiografie ist aus meiner Sicht „der Knackpunkt“ in der Diskussion um Altersarmut: Jede Unterbrechung führt beim Wiedereinstieg zu Gehaltseinbußen. Und somit zu Abschlägen beim Rentenbezug.
Laut dem Sozialverband VdK Deutschland muss man heute 28 Jahre gearbeitet und Beiträge in Höhe des Duchschnittsverdienstes gezahlt haben, um eine Rente über Sozialhilfeniveau zu bekommen.
Viele junge Leute verdrängen diese Entwicklungen. Entweder weil sie ganz damit beschäftigt sind, überhaupt erst mal einen Job zu bekommen. Oder weil sie resignieren und nicht mehr an ein funktionierendes Rentensystem glauben. Das ist aber falsch.
Insbesondere unseren Töchtern und Schwiegertöchtern müssen wir dringend raten, erwerbstätig zu bleiben, damit Altersarmut verhindert werden kann. Es gibt keine andere Lösung des Dilemmas. Das sollten Frauen bedenken, wenn sie über eine Auszeit vom Beruf zugunsten der Kinderbetreuung nachdenken
Das Versorgungsmodell durch die Ehe hat keine Basis mehr. Selbst wenn eine Frau glücklich verheiratet ist, sollte sie bedenken, dass das nicht ihre Alterssicherung darstellt. Denn mit einer Witwenrente – die nach derzeitiger Gesetzeslage etwa die Hälfte von der Rente, die der Mann bezogen hat, ausmacht – landet sie später oft nur unter Grundsicherungsniveau.
Ich begrüße, dass die Bundesregierung im kommenden Jahr eine Regierungskommission gegen Altersarmut einrichten wird.
Die FDP-Fraktion setzt hier auf mehr Aufklärung.
Ein dringendes Anliegen von mir ist es, dass schon in der Schule Jugendliche aufgeklärt und angehalten werden, schon in frühen Jahren Geld fürs Alter zurück zu legen. Aber nicht nur das: Ganz wichtig finde ich, dass gerade Mädchen mit Blick auf die Berufswahl aufgeklärt werden. Sie müssen ganz klar wissen, dass sie schon bei der Berufswahl maßgeblich beeinflussen, ob sie im Laufe ihres Berufslebens Aufstiegschancen haben oder ob ihr Beruf was Weiterkommen und Verdienst angeht, in eine Einbahnstraße führt. Jungen Mädchen muss klar gemacht werden, dass sie wenn möglich eine gute Berufsausbildung brauchen. Und sie müssen auch wissen, dass Teilzeitarbeit über einen längeren Zeitraum erhebliche Abschläge in der Rente bedeuten. Um die Mädchen hier zu sensibilisieren, reicht es nicht aus, wenn einmal in der Abschlussklasse jemand von der Berufsberatung vorbei schaut. Vorbereitung aufs Berufsleben muss selbstverständlich in den Unterricht einfließen.
Meine Damen, damit möchte ich es bewenden lassen. Ich wünsche Ihnen und mir jetzt anregende Diskussionen und einen weiteren guten Verlauf der Veranstaltung.
Vielen Dank.