Während der Haushaltsdebatten im Deutschen Bundestag sprach die senioren-und frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Nicole Bracht-Bendt über ihre Erwartungen an die künftige Politik. Sie forderte darüber hinaus einen Bewusstseinswandel in den Köpfen aller: Alt zu sein, dürfe nicht bedeuten, zwangsweise aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Die demographische Entwicklung berge auch Positives.
Den unermesslichen Erfahrungsschatz der älteren Menschen müsse man nutzen.

Rede

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
in den Medien ist immer wieder die Rede
von der „überalternden Gesellschaft“.
Demografen und Ökonomen warnen seit Jahren
vor den Folgen dieser Entwicklung.

Ich bin froh, dass sich jetzt im Gegenzug
immer mehr Pragmatiker zu Wort melden,
die die demographische Entwicklung nicht so negativ bewerten.
Genau hier müssen wir in der Seniorenpolitik
anknüpfen.
Ältere Menschen
dürfen nicht zwangsweise aufs Abstellgleis gestellt werden.
Die Alterung unserer Gesellschaft
nur als Gefährdung unserer Sozialsysteme zu sehen,
ist dumm und kurzsichtig!
Die Alterung unserer Gesellschaft
als Herausforderung zu sehen,
um aus einem unermesslichen Erfahrungsschatz
eine moderne
UND menschliche Gesellschaft zu formen,
das ist die Chance für uns alle!
Auch für uns Politiker.

Die FDP-Bundestagsfraktion drängt darauf,
dass der 6. Altenbericht
„Altersbilder in der Gesellschaft“
zeitnah fertig gestellt wird. Ergebnisse daraus müssen dann schnell umgesetzt werden.
Diskriminierende Altersgrenzen müssen überprüft werden.
Nicht nur Ärzte, Manager oder Handwerksmeister
empfinden die zwangsweise Versetzung in den Ruhestand
als Strafe.
Nach einer Forsa-Umfrage
wünscht sich ein Viertel der Menschen
zwischen 60 und 80 Jahren
einen bezahlten Job,
14 Prozent haben einen,
und deren Anteil wächst.
Aber auch dem Ehrenamt müssen wir mehr Bedeutung schenken.

Die Frage, wie wir ältere Menschen
länger in Gesellschaft und Arbeitsleben einbinden können,
wird und muss
für uns
ein zentrales Thema sein.

Wir werden uns aber auch verstärkt um die Pflegebedürftigen
kümmern müssen.
Nicht nur Eltern kleiner Kinder brauchen Unterstützung beim Spagat zwischen Familie und Beruf. Frauen und Männer, die zuhause ihre alte Eltern pflegen, brauchen auch Hilfe.
Damit Familien Erwerbstätigkeit
und Pflege von Angehörigen
besser in Einklang bringen können,
wollen wir mit der Wirtschaft
und im öffentlichen Dienst
unbürokratische Lösungen entwickeln.

Stichworte sind

· die Änderung des Sozialgesetzbuchs mit Blick auf Teilpflegezeit
· die Prüfung flexibler Entgeltmodelle
· und neue Arbeitszeitmodelle.

Als seniorenpolitische Sprecherin meiner Fraktion
setze ich mich auch
für eine bessere Pflege und Betreuung
in Heimen ein.

Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit
im Heimbeirat eines Seniorenwohnheims in Hannover
und auch durch meine jahrelange Erfahrung
in der Betreuung Demenzkranker
weiß ich nur zu gut,
dass es bei der Altenpflege um mehr gehen muss
als um „satt und sauber“.
Unsere Aufgabe muss es aber auch sein,
die Lebensqualität derer zu verbessern,
die nicht im Heim leben.

Viele Alte auch im hohen Alter möchten
in ihrer vertrauten Umgebung bleiben.
Deshalb wird sich die FDP-Fraktion dafür einsetzen,
dass die Bedingungen
für ein selbst bestimmtes und barrierefreies Wohnen
verbessert werden.

Meine Damen und Herren,
im Einzelplan 17
ist auch die Gleichstellungspolitik angesiedelt.
Die Ziele der FDP-Fraktion
sind klar im Koalitionsvertrag festgeschrieben.
1. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft
und im öffentlichen Dienst
soll erhöht werden.
Dazu wird ein Stufenplan festgelegt.
2. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Es ist mit nichts zu rechtfertigen,
dass immer noch Frauen bei der Entlohnung ihrer
Arbeit schlechter gestellt sind als Männer.

Lassen Sie mich zum Schluss n o c h auf eines hinweisen:
Sowohl in der Seniorenpolitik als in der Frauenpolitik
reicht Geld allein nicht aus,
um ans Ziel zu kommen.
Bei beiden Themen
ist auch ein Bewusstseinswandel in den Köpfen unerlässlich.
In der Altenpolitik muss klar sein,
dass sich das Leben ab 65
nicht nur um Windeln und Lätzchen dreht.
Und in der Frauenpolitik müssen wir endlich weg kommen von überholten Rollenklischees. Ein Beispiel:

Solange grundsätzlich ich- und nie mein Mann –
gefragt werde,
wie ich Beruf und Familie unter einen Hut bekomme,
ist Gleichberechtigung –
auch am Anfang des neuen Jahrzehnts –
leider immer noch ein unerledigtes Thema.

Vielen Dank.

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